02. Dezember 2025 – Durch die Spirale in den Schnee

Kaum hast du das Wort ausgesprochen, tritts du überrascht ein paar schnelle Schritte zurück, den kurz vibriert die Welt um dich herum und die Regale scheinen zu wanken. Dann kehrt sofort wieder Ruhe ein. Du atmest kräftig durch und beruhigst deine zum Zerreißen angespannten Nerven.

Dann geschieht in der erneuten Ruhe wieder etwas Merwürdiges. Zuerst ist ist da nur ein Flimmern zwischen den Regalen, kaum mehr als ein Lichtreflex auf altem Glas der Schneekugel. Doch dann ziehen sich farbige Fäden aus ihr hervor, einer nach dem anderen, bis sie sich zu einer rotierenden Form verweben. Langsam bildet sich eine regenbogenfarbige Spirale. Sie scheint dir lebendig zu sein, denn ihre Farben sind keineswegs starr, sondern fließen wie flüssiges Glas: Rubinrot, Sonnengelb, smaragdgrün, ein tiefes Mitternachtsblau, das plötzlich in violettes Schimmern kippt. Jede einzelne Windung der Regenbogenspirale wirkt, als wäre sie aus magischen Lichtfäden gewebt, die an den Rändern funkeln wie dünne Metallspäne. Wie gebannt starrst du auf die Spirale, die aus der Kugel gespeist wird. Sie dreht sich nicht schnell, sondern in einer gleichmäßigen, fast hypnotischen Bewegung – als wolle sie nicht an dir ziehen, sondern dich einladen.

Die Luft um dich, die Spirale und die Schneekugel verändern sich in Sekundenbruchteilen. Staub beginnt schwerelos zu tanzen, wird immer deutlicher in der Luft und ein sanfter Sog entsteht, der nach alten Seiten und kühler Nacht riecht. Der leise Sog, erst kaum spürbar, reißt dich mit einem Mal völlig aus dem Gleichgewicht. Bücher flattern auf, als hätten sie Flügel aus vergilbtem Papier, und die Zeit scheint sich zu dehnen wie warmer Kaugummi.

Du willst noch nach etwas greifen – nach dem alten Regal, nach Büchern, ganz egal einfach nach irgendetwas –, doch deine Finger schließen sich nur um Luft, und schon beginnst du in ein schillerndes Vortex aus Farben zu fallen, die nach Tinte, Staub und längst vergessenen Geschichten riechen.

Dann hörst und spürst du ein leises Summen, welches zwar im Raum aber gleichzeitig weder Ton noch Geräusch zu sein scheint. Es erscheint dir eher wie das Gefühl, bevor Gewitterblitze die Luft teilen. Plötzlich wirkt der Raum im inneren der Spirale verzogen und zieht dich durch die Spirale in Richtung der Schneekugel. Du fühlst dich wie gedehnt und aus der Zeit geworfen. Neben dir scheinen die Regale sich ebenfalls in die Länge zu ziehen. Bücher werden zu farbigen Streifen und das Licht bricht sich in winzigen Partikeln des Staubes wie in einem Prisma.
Du fühlst, wie du dich immer wieder um die eigene Achse drehst und durch die Spirale rauschst. Dabei hast du das Gefühl zu schrumpfen und mit einem dumpfen ‘Plopp’ landest du auf einer weichen, glitzernden Fläche. Dieses ‘Plopp’ klang, als hätte die Welt für einen Herzschlag kurz ihre Form verloren. Kein lauter Knall, kein scharfes Geräusch, es klang in deinen Ohren eher wie ein gedämpftes Aufplatzen, das in der Luft hängen bleibt, wie ein Korken, der nicht aus eine Flasche herausschießt, sondern sich löst und schwer zurück in die Hand fällt oder wie eine Seifenblase, die nicht zerplatzt, sondern zusammenfällt, ohne zu zerspringen. Es war ein kurzer, runder Laut, der mehr gefühlt als gehört werden kann – weich, fast wattig. Es war ein gefühlter Laut, der sagt: Jetzt ist es passiert.
– Dann Stille
Dieser Moment unwirklicher Stille, als hätte jemand die Geräusche gedämpft, prägt sich dir ein. Das liegt wohl auch an der Schneefläche auf der du nun sitzt. Du schließt die Augen, reibst sie und als du die Augen öffnest, erkennst du winzige verschneite Häuser, ihre Dächer wie mit Puderzucker bestäubt. Eine sich bewegende Laterne, die du aber im Moment nicht genau erkennen kannst, wirft warmes Licht auf den weißen Untergrund, der nun unter deinen Füßen knirscht.

Du bist in der Schneekugel.

Hinter dir erhebt sich ihr Rand wie eine gläserne Kuppel, durchsichtig und doch unerreichbar. Draußen, verzerrt durch die Rundung, siehst du das Antiquariat – Regale, Schatten, die staubige Luft –, aber alles wirkt plötzlich so fern wie ein Traum, den man beim Aufwachen festhalten will und nicht kann. Als du wild mit der Hand gegen das Glas hämmerst hörst du nur den dumpfen Ton des Glases.

“Hier kommst du leider nicht raus.”, hörst du eine merkwürdig raue und knisternde Stimme hinter dir.

Ein Schneeflockenwirbel setzt ein, ohne Wind, ohne Ursprung, und aus ihm tritt eine kleine Gestalt hervor, der die Stimme wohl gehört.

Du siehst einen Wichtel mit einen langen, weißen Rauschebart. Er trägt eine dicke, rot gestrickte Mütze mit Fellbesatz und einem Bommel. Seine Kleidung besteht aus einem gemusterten Winterpullover, passenden Fäustlingen und robusten Stiefeln – perfekt für ein verschneites Abenteuer. In seiner Hand hält er etwas schwankend eine leuchtende Laterne, deren warmes Licht den Schnee um ihn herum sanft erhellt und trotz der Kälte, die du nun spürst, eine behagliche Atmosphäre schafft. Du schaust dich schnell um und siehst eine verschneite Landschaft unter einem sternenklaren Himmel mit tanzenden Schneeflocken. Vor und hinter ihm führen Fußspuren durch den Schnee. Einige führen wohl zurück zu einem gemütlich beleuchteten Haus, das Geborgenheit und Heimeligkeit vermittelt. Auch weitere Häuser und verschneite Bäume kannst du in der Ferne erkennen. Wenn du deinem Gefühl trauen kannst, dann erkennst du sogar einen Moment lang, dass sich die Schneespuren noch in der Ferne teilen und verzweigen.

Du kommst dir vor, wie in einem skandinavischen Wintermärchen. Der Wichtel scheint auf einer nächtlichen Mission unterwegs zu sein, vielleicht um Licht und Freude in dunkle Winternächte zu bringen, vielleicht um genau dich hier zu finden.

„Möglicherweise hättest das Wort doch nicht aussprechen sollen.“, sagt der Wichtel mit einer Stimme, die klingt wie knisterndes Papier.

Dann lächelt er dich an und spricht:
“Aber jetzt, da du hier bist … da ist es gut, denn du kannst uns Weihnachtswichteln helfen. Es gibt so viel zu tun.”

“Wo bin ich?”, stammelst du, “Wie komme ich hier her? Ich will zurück.”

“Nun, das weißt du doch sicher. Du bist in einer Schneekugel.”, antwortet der Wichtel, “Hier ist die Welt der Weihnachtswichtel und hier finden sich alle unsere Werkstätten. Wenn du jedoch wirklich zurück möchtest, dann kann ich nur sagen, dass das sicher nicht einfach werden wird. Du musst es vor allem bis Weihnachten schaffen wieder aus der Kugel herauszukommen, denn sonst wirst du für immer hier bleiben müssen und mit der Zeit selbst ein Weihnachtswichtel werden. Wie dem auch sei – ich heiße Lumo. Auf auf Finnisch bedeutet das übrigens so viel wie Zauber. Komm erst einmal mit ins Dorf.”

Doch da erlischt die Laterne.
“Was machen wir nun?”, fragst du, “Kannst du die Laterne wieder entzünden, Lumo?”

“Ich glaube nicht.”, brummt er mit seiner seltsamen Stimme, “Mir scheint, als sei der Kerzenstummel aus und ich habe wohl meine Streichhölzer im Schnee verloren. Wir müssen vor allem auf dem Weg bleiben, sonst stecken wir im tiefen Schnee fest und werden erfrieren. Der Weg geht aber nicht direkt gerade ins Dorf, also können wir uns auch nicht an den fernen Dorflichtern orientieren. Da hilft nur noch eines: Wir müssen wohl den Fußspuren zurück zum Dorf folgen. Das wird nicht so einfach. Hier laufen einfach immer wieder so viele Wichtel auf den verschiedenen Schneewegen. Und es wird immer kälter. Wir sollten besser den kürzesten Weg nehmen,”

Er hält eine Karte in die Höhe, die ihr im fernen Lichtschimmer des Dorfes gerade noch so erkennen könnt.
“Hm. Bei Dunkelheit scheint mir hier alles ganz anders.” fährt Lumo fort, “Was meinst du, welchen Weg wir nehmen sollten? Wie sind hier beim Stern, das ist direkt am Schneekugelrand. Und wir müssen zum Dorf oben rechts.”

Rätselaufgabe Nr. 2:

Nun musst du dir gut die Karte anschauen und überlegen, wie ihr ins Dorf kommt, ohne im Schnee zu versinken. Jeder Punkt auf der Karte ist eine Schrittspur und ihr geht Schritt für Schritt (also von einem Punkt zum nächsten).

Wenn du magst, kannst du dir die Karte hier auch zum Ausdrucken ‘downloaden’:

Maile uns deine Idee für den richtigen Weg. Markiere den Weg auf der Karte und erhalte für die richtige Lösung 3 Punkte, wenn ihr im Dorf ankommt.
Wenn du zudem auf der Karte den Weg einzeichnet, bekommst du (62 minus Deine Schritte) als Punkte hinzu.
Wenn du heute noch richtig antwortest bekommst du, wie es immer ist, einen Extrapunkt.


Sende uns deine Antwort über “Des Rätsels Lösung”.
Gib dein Team/deinen Namen an und schreibe zudem in das Textfeld Rätselnummer “Lösung Rätsel 2”.

Denke daran, dass du dich erst mit deinem Benutzernamen einloggen musst, bevor du ein Rätsel über den Menüpunkt “Des Rätsels Lösung” einsenden kannst.

Wie immer kannst du uns die Lösung auch als Foto davon mailen.
(Achtung, denke dabei daran, dass die Datei höchstens 2 MB groß sein darf – Kameraeinstellung am Handy auf 2 MB oder kleiner stellen oder aber das gemachte Foto komprimieren).